Im Hinblick auf die nächste Ausgabe des Tags der Kranken am 5. März 2023 wurden verschiedene Fachpersonen sowie Betroffene eingeladen, ihre Gedanken zum Motto «Gemeinsam unterwegs» zu teilen. Mit konkreten Beispielen zeigen sie auf, wie wichtig, inspirierend und gewinnbringend es ist, sich auf Augenhöhe zu begegnen, vernetzt zu denken sowie zusammenzuarbeiten.
Den betroffenen Menschen ins Zentrum stellen
Sobald jemand hilfsbedürftig oder krank wird, tauchen rasch Fragen auf. Dann ist es manchmal hilfreich, mit Gleichgesinnten, sogenannten Peers, gewisse Themen anzusprechen. Und oft sind es kleine Dinge und Tipps, die einem das Leben erleichtern können, die einem jedoch kurz nach der Diagnose nicht in den Sinn kommen.
Andere Betroffene empfinden es als entlastend, wenn sie sozusagen als Lotse oder Lotsin eine Fachperson an ihrer Seite wissen. Der Nationalrat Felix Wettstein wünscht sich deshalb bei chronischen und psychischen Erkrankungen, dass eine ganzheitlich denkende und gut vernetzte Fachperson den Betroffenen partnerschaftlich zur Seite steht und sie bei ihren Entscheidungen unterstützt.
«Es gibt wissenschaftliche Belege dafür, dass Menschen, die eine professionelle Begleitung auf Augenhöhe erlebt haben, schneller genesen und es weniger Rückfälle und Fehlbehandlungen gibt. Dies bedingt jedoch, dass auch die unterschiedlichen Berufsgruppen und Fachdisziplinen partnerschaftlich interagieren, sich regelmässig austauschen und dass wir wegkommen vom Denken und Handeln in Hierarchien», erläutert Prof. Felix Wettstein, der als Dozent für Gesundheitsförderung und Prävention an der FHNW tätig ist. Was das Verhältnis Fachperson und Patientin bzw. Patient anbelangt, beobachtet er in den letzten Jahren eine Entwicklung in die richtige Richtung, sprich ein Umgang auf Augenhöhe.
Behandlungspfade auf Patientinnen und Patienten ausrichten
In Genf setzt sich Dr. med. Philippe Schaller dafür ein, dass sich die Behandlungspfade der Patientinnen und Patienten verbessern. Im agilen Réseau Delta Romandie hat er mit Partnern Programme entwickelt zur Verbesserung der Koordination der Gesundheitsversorgung bei Atemweg- und Herzkrankheiten und zur Prävention. Schaller bedauert, dass das Schweizer Gesundheitssystem immer noch stark auf das Spital und die kurative Akutversorgung ausgerichtet ist und geprägt ist von zersplitterten Strukturen und Berufslogiken sowie einem Finanzierungsmodell, das bei vielen sozialmedizinischen Fragestellungen nicht greift. «Unser System passt für die meisten Patientinnen und Patienten schlecht, insbesondere wenn sie chronisch krank sind. Sie empfinden ihren Behandlungspfad als Labyrinth – weit weg von ihren persönlichen Bedürfnissen und reibungslosen Abläufen.»